Ja ... Beschäftigungstherapie ist es auf alle Fälle.
Fragt sich nur, ob das wirklich so gut für die Zähne war ...
Der Hintergrund ist, die Zähne schleifen sich eben nicht durch Ästenagen ab, sondern sie schleifen sich durch Kauen und Zähne gegeneinander schleifen ab. Dabei werden die Backenzähne hauptsächlich durch Kauen geschliffen, die Schneidezähne (Nagezähne) dagegen werden durch gegeneinanderreiben ohne etwas dazwischen scharf gehalten.
Werden Äste durchgenagt, geht dabei der Zahnschmelz an den Kanten der Schneidezähne kaputt - es bilden sich Riefen und Scharten an den Schneidekanten der Schneidezähne. Diese müssen erst mühsam wieder durch gegeneinanderschleifen der Schneidezähne rausgeschliffen werden.
Wenn nun durch eine ungeeignete Ernährung die Backenzähne zu lang sind und zu weit in den Mundraum ragen, ist das gar nicht möglich, das heißt, die Riefen in den Schneidezähnen bleiben, sie können nicht mehr rausgeschliffen werden - und werden zu einer Gefahr der Lippen.
Wenn Äste durchgenagt werden, werden sie nicht gekaut - im Gegenteil, die Chins können ihren Mundraum mit der Backenhaut relativ gut verschließen, so daß nur die Schneidezähne in Aktion sind. Die Backenzähne bekommen von den durchgenagten Zweigen nix mit. Es gelangen keine Partikel der Äste in den Mundraum.
Backenzähne können nur durch Kauen geschliffen werden, wobei es durchaus gut schleifendes Material gibt (Schachtelhalme, frische Gräser) und schlecht schleifendes Material (Heu). Pellets werden geknackt, sie schleifen gar nicht und tragen nicht zum Zahnabrieb bei.
Die beste Möglichkeit, die Chinchillas dazu zu bringen, die Backenzähne zu schleifen, ist es, viel frische Kräuter und Gräser, insbesondere Wiese und Wegrand, anzubieten ... da müssen die Chinchillas ordentlich kauen und damit reiben sie ihre Backenzähne noch am stärksten ab. Sind die Backenzähne kurz, werden die Schneidezähne durch gegeneinanderreiben solange angepaßt, bis auch diese die passende Kürze zu den Backenzähnen haben. Da braucht es nicht mal Nagematerial!
Mit getrockneten Kräutern geht das weit weniger gut und Heu bringt da kaum mehr was ... wird einfach zuwenig lange gekaut. Oder besser gesagt, es sind fünfmal so schnell die Nährstoffe gefuttert, die ein Chin braucht und das Chin ist satt, während es, wenn es frische Kräuter fressen muß, fünfmal so viel futtern muß, um die gleichen Nährstoffe aufzunehmen - und dafür müssen sie auch noch fünfmal so lange kauen => optimaler Zahnabrieb!
Dennoch ist das Ganze mit den Zweigen in den Weg packen eine witzige Beschäftigungstherapie
Und Beschäftigung haben unsere Chins in Gefangenschaft eh viel zu wenig ...