Beim chinesischen Hamster wurde der Diabetes durch qualitative Urinuntersuchungen auf Glucose aufgespürt. Es wurde dann jeder Fall näher charakterisiert durch quantitative Uringlucosebestimmungen, Glucosebelastungsproben und Messungen von Nüchtern- und Nichtnüchternwerten für Blutzucker, Blutketonkörper, freie Fettsäuren (FFS) und Insulin im Plasma, von Insulin im Pankreas, und von Nüchternwerten für Leberglykogen. Außerdem wurde der Glucoseverbrauch des Zwerchfells und des epididymalen Fettgewebes sowie mit, als auch ohne Insulin gemessen. Diejenigen Tiere, die Insulin erforderten, erhielten ihre letzte Injektion 24 Stunden vor dem Versuch. Glucosurie schwankte zwischen 51 und 1600 mg/24 Std. Bei einer Belastung von 250 mg/kg wiesen die diabetischen Tiere eine wesentlich verminderte Glucosetoleranz auf. Sie sprachen sehr unterschiedlich auf die Glucosebelastung an, während die nichtdiabetischen Tiere in ihrer Reaktion einheitlich waren. — Im Vergleich zu den nichtdiabetischen Hamstern, wo die Mittelwerte für Nüchternleberglykogen bei 0.4±0.7 Prozent des Frischlebergewichtes lagen, hatten die diabetischen Tiere einen Glykogengehalt der Leber von 3.1±1.0 Prozent. — Chinesische Hamster mit schwerem Diabetes haben deutlich erhöhte FFS-Werte und Ketonkörper, sowie einen wesentlich niedrigeren Plasma- und Pankreasinsulinspiegel. Bei Tieren mit leichter Diabetes hingegen sind diese Untersuchungen, im Vergleich zu den Kontrolltieren, unverändert. Alle chinesischen Hamster haben hohe Plasma-FFS-Werte (nichtdiabetische 1800μE/L, schwer diabetische 2800μE/L). Nüchtern- und Nichtnüchternwerte für FSS sind beim leicht diabetischen oder gesunden Tier etwa gleich hoch. Der Glucoseabbau durch Muskel- und Fettgewebe des diabetischen und nichtdiabetischen Hamsters unterscheidet sich nicht sehr, und beide Gruppen sprechen ungefähr gleich stark auf Insulinstimulierung an. Das im Plasma der insulinbehandelten Tiere vorkommende immunreaktive Insulin ist noch 26 Tage nach der letzten Injektion nachweisbar. — Diese Ergebnisse lassen vermuten, daß der Pankreas des diabetischen Hamsters nur schwerlich in der Lage ist, nach einer Glucosestimulierung Insulin auszuschütten. Die Beobachtung, daß der Plasma-Insulinspiegel im leichten Diabetes normal ist, diese Tiere jedoch Glucosurie, Hyperglykämie und abnormale Glucosetoleranz aufweisen, führt zu der Annahme, daß ein leichter Diabetes beim chinesischen Hamster eine Beeinträchtigung der Insulinwirkung mit sich bringen, und Ursache einer vermehrten Glucoseproduktion durch die Leber sein kann.
Gerritsen, GC et al.: Characterization of diabetes in the Chinese hamster