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 Skolarski, I.: Vergleichende Untersuchungen zur Käfighaltung von weiblichen Laborkaninchen in Einzel- und Paarhaltung

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BeitragThema: Skolarski, I.: Vergleichende Untersuchungen zur Käfighaltung von weiblichen Laborkaninchen in Einzel- und Paarhaltung   Skolarski, I.: Vergleichende Untersuchungen zur Käfighaltung von weiblichen Laborkaninchen in Einzel- und Paarhaltung Empty05.11.12 4:33

Skolarski, Ilona (2001): Vergleichende Untersuchungen zur Käfighaltung von weiblichen Laborkaninchen in Einzel- und Paarhaltung.

Link: http://www.diss.fu-berlin.de/diss/receive/FUDISS_thesis_000000000509


Zitat :
Zusammenfassung

In der vorliegenden Untersuchung wird die Haltung von Laborkaninchen in einem unstrukturierten, laborüblichen Metallkäfig (Laborkäfig) mit der Haltung in einem strukturierten, geräumigen Kunststoffkäfig (Milieukäfig) verglichen. Jeder Käfigtyp wurde auf seine Eignung für die Einzeltierhaltung als auch für die Paarhaltung weiblicher nichtreproduzierender Kaninchen geprüft. Untersucht wurden 48 Chinchilla-Bastard-Kaninchen in vier Gruppen von jeweils 12 Tieren, die in drei Altersbereiche (3,5 Monate, 5,5 Monate und 7,5 Monate) unterteilt waren. Schwerpunktmäßig wurden Ethogramme an den repräsentativen Tageszeiten sowohl für die minimale Aktivität (am Mittag) als auch für die maximale Aktivität (am Abend) erstellt. Die ethologischen Studien wurden durch Befunderhebungen des Gesundheitszustandes, des Gewichtes, von Pfotenveränderungen und Veränderungen der Hoppelfähigkeit ergänzt.

Ergebnisse:
Laborkäfig
Der Einzelkäfig wies mit 43x54 cm (= 2.322 cm²) eine so geringe Breite und Tiefe auf, dass die Bewegungsabfolge des Hoppelns nicht ausgeführt werden konnte, hier wurden Hoppelansätze unternommen. Die doppelte Breite im Paarhaltungskäfig erlaubte den Tieren Hoppeln mit stark verkürzter Schrittfolge.
Eine Käfighöhe von 36,5 cm ließ kein artgemäßes Erkundungsverhalten durch Aufrichten zu, obwohl die Kaninchen bis ins Adultalter Aufrichtversuche unternahmen.
Durch die räumliche Enge auch in der 3. Dimension sank die Hoppelfähigkeit fast aller Kaninchen im Altersbereich von 7,5 Monaten von "gut" auf "genügend" bei der einen Hälfte und auf ýungenügendý bei der anderen Hälfte der Gruppe.
Der einstreulose Drahtgitterboden fügte den Tieren schadensträchtige Veränderungen an den Pfoten zu. Es kam zu zwei Krallenbrüchen und im Alter von 7,5 Monaten zeigten alle Tiere eine verdickte Epidermis oder Sohlenschwielen an den Pfoten.

Die Kaninchen in Einzelhaltung im Laborkäfig zeigten im Mittel die größten Gewichtszunahmen, was durch häufiges Fressen und geringe Bewegung verursacht wurde und möglicherweise auch auf die geringe Stimulation durch den reizarmen Laborkäfig zurückzuführen ist. "Gitternagen" kam im Vergleich zu den Einzeltieren im Milieukäfig seltener vor, allerdings wurde die Tränkflasche häufiger bearbeitet und z.T. aus der Halterung gestoßen.

Die Paarhaltungstiere im Laborkäfig hatten zu 9,4-18,7% soziale Kontakte mit der Artgenossin, vorwiegend als Kontaktliegen an der Partnerin. Sexuelle und aggressive Verhaltensweisen kamen selten vor. Ein schadensträchtiges Beissen der Partnerin konnte anhand von drei Bissverletzungen verifiziert werden. Entspanntes Liegen beider Kaninchen kam bedeutend weniger vor als in den anderen Haltungsformen und wird auf die räumliche Enge zurückgeführt.

Milieukäfig
Die Käfiggröße von 4.658 cm² (3.220 cm² offene Grundfläche, 1.438 cm² Fläche unter dem Liegebrett) ließ Bewegungsabfolgen wie Hoppeln mit verkürzter Schrittfolge zu, wobei die Kaninchen oftmals um die Standfläche des Liegebrettes hoppelten. Die für Lokomotion aufgewendete Zeit war doppelt bis dreifach so hoch wie im Laborkäfig.
Die Käfighöhe von 66 cm gestattete den Tieren, sich zur Erkundung vollständig aufzurichten.
Die Möglichkeit zum Auf- und Abspringen von der erhöhten Ebene und die Käfiggröße führte zu einer verzögerten Beeinträchtigung der Hoppelfähigkeit, konnte diese aber nicht völlig verhindern. Die Hoppelfähigkeit der Kaninchen verschlechterte sich bei der überwiegenden Zahl der Tiere im Altersbereich von 7,5 Monaten von ýgutý auf ýgenügendý und nur bei einem Tier auf ýungenügendý.
Das Liegebrett mit seiner erhöhten Ebene als ýenvironmental enrichmentý wurde von den Einzelhaltungstieren zwischen 5,4-30,4% und den Paarhaltungstieren zwischen 9,3-30,5% der Beobachtungszeit genutzt.

Die Kaninchen der Einzelhaltung im Milieukäfig nutzten den strukturierten Käfig mit erhöhter Ebene und Unterschlupf ebenso wie die Paarhaltungstiere. Sie zeigten den größten Zeitanteil der Verhaltensweise "Gitterbeissen".

Die Paarhaltung im Milieukäfig regte die Kaninchen zu stärkerem Bewegungsverhalten an. Sie nahmen weniger Nahrung auf als die anderen Gruppen und hatten die durchschnittlich geringste Gewichtszunahme. Das Sozialverhalten mit 18,2-26,6% am Gesamtbeobachtungszeitraum zeigte das rege gegenseitige Interesse der Tiere an der Artgenossin. Es dominierte dabei das Kontaktliegen an der Partnerin. Trotz der Rückzugsmöglichkeiten durch erhöhte Ebene und Unterschlupf suchten die Tiere im Milieukäfig viel häufiger die Sozialpartnerin auf. Eine aggressive Auseinandersetzung zeigte sich an einer geringfügigen Bißverletzung am Ohr eines der Tiere.

Vergleichende Beurteilung der beiden Käfigtypen:
Laborkäfig
Der Laborkäfig für die Einzeltierhaltung ist wegen seiner räumlichen Enge als nicht tiergerecht einzustufen. Auch eine Aufwertung des Laborkäfigs durch Nutzung als ýDoppelkäfigý ist kritisch anzusehen. Die niedrige Käfighöhe, bei der das Aufrichten unmöglich ist, bliebe bestehen ebenso wie die Reizarmut dieses Käfigtyps.

Ein erfolgreiches Ausweichen oder Fliehen des subdominanten Tieres vor dem dominanten Tier ist bei der Paarhaltung im Laborkäfig nicht möglich, so dass der nicht-strukturierte Käfigtyp trotz weniger schadensträchtiger Auseinandersetzungen auch deshalb als nicht tiergerecht anzusehen ist.

Milieukäfig
Die Einzelhaltung von Tieren im Milieukäfig sollte - sofern es sich nicht um adulte männliche Tiere handelt - nur noch speziellen Fragestellungen vorbehalten sein. Aufgrund des gehäuft aufgetretenen Gitterbeissens ist der Käfig mit attraktiven bearbeitbaren Nageobjekten anzureichern.

Die Paarhaltung im Milieukäfig von zwei adulten weiblichen Kaninchen in diesem immer noch restriktiven, aber in seinen Abmessungen über das gesetzlich festgeschriebene Mindestmaß hinausgehenden Käfig, kommt den natürlicherweise sozial lebenden Tieren sehr entgegen. Die Strukturierung durch das Liegebrett erzeugt Anreize zur Bewegung und bietet gern genutzte erhöhte Beobachtungs- und Liegefläche sowie Rückzugsmöglichkeit. Die Käfiganordnung führt je nach Verhaltensweise zu unterschiedlichen Kontakten und ermöglicht so ein ýKommunizierený der Tiere.

Schlussfolgerungen:
Die in den zur Zeit geltenden EG-Richtlinien genannten Haltungsnormen genügen nicht den Ansprüchen, die an eine artgerechte Tierhaltung gestellt werden müssen. Eine erweiterte Käfiggröße mit ausreichender Höhe und Strukturierung verschiedener Funktionsbereiche wie im Milieukäfig kommt den Bedürfnissen der Kaninchen in größerem Maße entgegen. Durch Einführung dieser Käfige in die Laborhaltung könnte außerdem je nach wissenschaftlichem Bedarf eine artgerechte Paarhaltung etabliert werden.
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http://www.chinchilla-scientia.com/
 
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