Hesselmann, F.: Vergleich der mikroskopischen Anatomie der Haut und Hautanhangsorgane des Hausmeerschweinchens (Cavia aperea f. porcellus) und des Ansells Kleingraumulls (Fukomys anselli) unter Berücksichtigung ihrer Anpassung an untersch. Lebensräume
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Thema: Hesselmann, F.: Vergleich der mikroskopischen Anatomie der Haut und Hautanhangsorgane des Hausmeerschweinchens (Cavia aperea f. porcellus) und des Ansells Kleingraumulls (Fukomys anselli) unter Berücksichtigung ihrer Anpassung an untersch. Lebensräume 26.11.12 1:03
Filiz Hesselmann: Vergleich der mikroskopischen Anatomie der Haut und Hautanhangsorgane des Hausmeerschweinchens (Cavia aperea f. porcellus) und des Ansells Kleingraumulls (Fukomys anselli) unter Berücksichtigung ihrer Anpassung an unterschiedliche Lebensräume. Hannover, Tierärztliche Hochschule, Dissertation, 2010
In dieser Arbeit wurde das Integumentum commune des Hausmeerschweinchens, Cavia aperea f. porcellus, und des Ansells Kleingraumulls, Fukomys anselli, untersucht. Die Ergebnisse beider Tierarten wurden miteinander, sowie mit den Befunden anderer Autoren verglichen. Es wurden jeweils bei fünf männlichen und fünf weiblichen Tieren beider Spezies Hautproben von sechs unterschiedlichen Hautstellen (Regio colli, Regio vertebralis thoracis, Regio lumbalis, Regio abdominalis lateralis, Regio umbilicalis, Regio pubica) entnommen und Sagittal (3-5 µm)- sowie Horizontalschnitte (10 µm) angefertigt. Die Schnittpräparate wurden mit verschiedenen Methoden angefärbt (H.E., Toluidinblau,Trichromatische Bindegewebsfärbung, Orcein), um die unterschiedlichen Strukturen sichtbar zu machen, und histologisch untersucht. Mit einem speziellen Computerprogramm (Analysis, Version 5.0, Münster, Deutschland) wurden Messungen an Haut und Hautanhangsorganen (Schichtdicke von Epidermis und Dermis, Haarfollikeldichte pro cm², Fläche der Haargruppen und Anzahl der Haare pro Haargruppe) durchgeführt. Das Integumentum commune beider Tierarten glich in seinem grundsätzlichen Aufbau dem anderer Säugetiere. Es konnten jedoch einige Unterschiede differenziert werden, welche als Adaption an den Lebensraum interpretiert werden können.
Die Dermis des Kleingraumulls ist in allen Bereichen der allgemeinen Körperdecke gleich stark ausgebildet und nicht in ventralen Abschnitten (Regio umbilicalis, Regio pubica) dünner, wie es beim Meerschweinchen im Rahmen dieser Arbeit, aber auch bei anderen Säugetierspezies festgestellt werden konnte. Auch die Subkutis ist in den ventralen Hautabschnitten bei Fukomys anselli vergleichsweise dünn. Desweiteren nimmt die Haardichte bei Fukomys anselli von den dorsalen und lateralen zu den ventralen Hautabschnitten hin signifikant ab. Dies ist ein deutlicher Gegensatz zur vergleichsweise dichten, abdominalen Behaarung bei Cavia aperea f. porcellus. Aufgrund dieser Ergebnisse kann gedeutet werden, dass die Bauchseite von Fukomys anselli ein maßgeblicher Ort der Thermoregulation ist, über die beim Liegen in kühlen Flächen Wärme an den Boden abgegeben wird, welche in Phasen erhöhter Stoffwechselleistung entstanden ist. Eine vergleichbare Lokalisation von wärmeabgebenden Hautarealen wurde auch bei einem nahen Verwandten, Cryptomys hottentotus, beobachtet. Es kann somit davon ausgegangen werden, dass dies ein allgemeiner Mechanismus ist, der bei den Vertretern der Bathyergidae vergleichbar entwickelt wurde.
Weiterhin zeigt Fukomys anselli keinen saisonalen Fellwechsel, wie er bei vielen wildlebenden Säugetieren vorkommt, und es konnten in seiner Haut keine Melanozyten nachgewiesen werden. Beide Befunde können als Adaption an fehlende UV-Bestrahlung und Photoperiodizität verbunden mit moderaten Temperaturschwankungen im subterranen Habitat interpretiert werden.
Der Ansells Kleingraumull zeigt im Vergleich zum Hausmeerschweinchen einen dichten Filz elastischer Fasern in tiefen Dermisabschnitten sowie eine Anordnung der Haarfollikel in gruppierte Verbundfollikel im Vergleich zu den einfachen Haargruppen des Hausmeerschweinchens. Dies führt zu einer erhöhten Verschieblichkeit der Haut und einer größeren Beweglichkeit der Haare in verschiedene Richtungen. Dies wird ebenfalls als Anpassung an die engen, unterirdischen Gänge und die Notwendigkeit des Vor- und Rückwärtslaufens der Tiere interpretiert. Abschließend lässt der Nachweis von Leithaaren bei Fukomys anselli in allen untersuchten Körperregionen die Vermutung zu, dass diese, ähnlich wie die gut innervierten, vibrissenähnlichen Leithaare verwandter Mullspezies, der non-visuellen Orientierung im unterirdischen Gangsystem dienen.
Hesselmann, F.: Vergleich der mikroskopischen Anatomie der Haut und Hautanhangsorgane des Hausmeerschweinchens (Cavia aperea f. porcellus) und des Ansells Kleingraumulls (Fukomys anselli) unter Berücksichtigung ihrer Anpassung an untersch. Lebensräume