Ich will noch einen draufsetzen ... das Heu, was wir kaufen können, ist gar nicht mal so gesund, im Gegenteil, es enthält kaum noch was, was Chinchillas brauchen ...
Der Grund liegt in der Verarbeitung ... Wiese wird mit nem Mähdrescher geschnitten. Der Mähdrescher ist schwer, verdichtet dadurch den Boden, so daß sich das Bodenleben ändert. Das hat Auswirkungen auf die Pflanzen - diese können in verdichtetem Boden nicht mehr so gut Nährstoffe aufnehmen, wie im relativ lockeren Boden, wie sie auf der Weide entsteht.
Je häufiger im Jahr gemäht wird, desto weniger Pflanzen wachsen auf der Wiese ...
Das gemähte Gras wird nun liegengelassen, damit es antrocknet - bei diesem Trocknungsprozeß wandern Bodenorganismen in das geschnittene Gras und haben dort ein Festmahl. Sie fangen also an, die Nährstoffe, die ja eigentlich für unsere Chins da sein sollen, aufzuschnabulieren.
Ist das Heu nach einigen Tagen trocken genug, wird es gewendet - mit einer schweren Maschine. Das ist ein nicht sehr schonendes Verfahren. Alles, was Chinchillas zum Leben brauchen, wird nun zerbröselt und landet auf dem Boden, wo es von Mikroorganismen gefuttert wird. Über bleiben die stabilen Stengel.
Nun sind Chinchillas Blattspitzenfresser ... sie brauchen genau das, was nun zerbröselt auf dem Wiesenboden liegt und vor sich hingammelt!
Tja ... das ist nun nicht mehr im werdenden Heu ...
Das Wenden kann sich noch ein paar Tage wiederholen, kommt auf die Witterung drauf an. Wenn das Heu einen Trocknungsgrad von ca. 20% oder niedriger hat, kommt der Schwader und schichtet das Heu in Schwaden auf, heißt also in so eine Art lange Haufen, die dann vom nächsten schweren Gerät, der Ballenpresse aufgenommen werden und zu großen Ballen zusammengepreßt werden.
Auch nicht sehr schonend - alles, was bis dahin vielleicht noch über ist an für Chinchillas wichtigen zarten Blättchen, wird nun endgültig abgeschlagen und landet auch auf dem Boden - der Ballen enthält nun fast nur noch für Chinchillas unverwertbare Stengel, die sie nicht verdauen können.
Chinchillas sind nunmal keine Pferde, sie haben gar nicht den Platz, eine Riesenfermentierkammer im Darm und Blinddarm aufzubauen, wo diese Stengel lange genug fermentieren können, bis sie zu wertvollem verdaulichen Futter gegoren sind. Die Gärkammer im Blinddarm der Chinchillas reicht gerade eben so mit Ach und Krach, die unverdaulichen Teile der zarten Blättchen von Gräsern und Kräutern zu verdauen!
In den Ballen ist noch so viel Restfeuchte, daß Bakterien und andere Mikroorganismen nun das letzte für Chinchillas verwertbare Futter aus den Stengeln herauslösen und selbst verdauen. Es wird gewartet, bis diese Mikroorganismen verhungert sind, damit die Abfallstoffe, die sie von sich geben, nicht die Tiere gefährden, welche dieses frische Heu futtern. Das dauert ein paar Wochen.
Was jetzt noch im Heu ist, das kann kein Chin mehr verdauen ... warum also sollte es das futtern?
Wenn Chinchillas hauptsächlich von Pellets leben müssen, geht das, sie bekommen die Nährstoffe über die Pellets, sie brauchen nur noch das Heu zur Verdünnung der Nährstoffdichte in den Pellets und sie brauchen das Heu, damit sie genügend Fasern aufnehmen, damit ihr Verdauungstrakt nicht endgültig draufgeht. In solchen Fällen fressen Chinchillas Heu - sonst eigentlich nur dann, wenn der ein oder andere Stengel noch für sie verwertbare Nährstoffe hat oder wenn sie nen stabiles und dennoch verwertbares Wegerichblatt oder ähnliches finden.
Einige Heusorten, wie das Schwarzwaldheu, enthalten teilweise noch ein paar Kräuter, die gewöhnlicherweise im Futter fehlen - das wird dann gefressen. Wird viel gesammelt und sind diese Kräuter im normalen Frischfutter oder aber bei den selbstgetrockneten Kräutern bei, lassen sie selbst Schwarzwaldheu oder andere Heusorten liegen. Die Qualität der Kräuter ist viel, viel schlechter, wie das, was man selbst trocknet!
Selbst gekaufte Kräuter haben oft noch eine bessere Qualität wie die gleichen Kräuter im Wiesenheu ...
Es ist eigentlich ein gutes Zeichen, wenn Chinchillas selbst das beste Heu liegenlassen - es heißt, sie haben genügend Pflanzenfasern in ihrem übrigen Futter. Lassen sie zudem Pellets liegen, heißt das, alle Nährstoffe, die sie brauchen, sind im übrigen Futter enthalten.
Für den Zahnabrieb brauchen Chinchillas Frischfutter - oder halt Ackerschachtelhalm. Wiesenheu trägt so gut wie nix zum Zahnabrieb bei, da wird zu unlustig und zu wenig drauf rumgekaut.
Allerdings ist Heu billig und gutes Beschäftigungsmaterial, es spricht also nix gegen, Heu anzubieten, zudem viele Chins gern damit spielen und sich da auch bisweilen gern reinlegen.
Ist halt nur nicht als Futter zu betrachten, sondern nur als Beschäftigungsmittel